„Mit Erstaunen sehen wir eine vollkommene Neuausrichtung der Bauernbundpolitik. Als wir vor 15 Jahren mit Protestaktionen gegen Dumpingpreise vorgingen, war der Kommentar des damaligen Bauernbundpräsidenten Fritz Grillitsch: ‚Begeben uns nicht auf Gewerkschaftsniveau‘. Als wir als IG-Milch Mindestpreise für Trinkmilch durchsetzen wollten, meinte der Bauernbund dazu, dass die Politik keine Preise mache, sondern nur der Markt. So bleibt es nur zu hoffen, dass diese Aktion nicht vor dem Hintergrund der Landwirtschaftskammerwahlen eine Ablenkung von den wahren Problemen der bäuerlichen Betriebe ist“, so Ewald Grünzweil, Obmann der IG-Milch.
Es zeigt aber auch, dass im Milchbereich mit der Monopolstellung der Genossenschaften, deren Sitz in der Landwirtschaftskammer und der Dominanz des Bauernbundes ein besonders eigenartiges Verhältnis herrscht, das die wahren Marktgegebenheiten nicht widerspiegelt.
Wenn nun hohe politische Mandatare, die selber im Landtag oder im Parlament sitzen, gegen einen der größten Lebensmittelhändler zu Protestaktionen aufrufen, ist großes Misstrauen angebracht.
Die Hebel mit der GAP-Reform und durch Gesetze (Lebensmittelkennzeichnung,…) vernünftige Marktregeln herzustellen sind ungleich stärker, als jede Protestaktion vor Handelsketten. Die Geißeln der Landwirtschaft nicht nur im Milchbereich sind die von Produzenten selber verursachten Überschüsse und die dadurch notwendigen Exporte zu Dumpingpreisen.
Trotz dieser Tatsache stellen die Politik aber auch die Genossenschaften und auch das landwirtschaftliche Ausbildungssystem die Weichen nicht auf Extensivierung, sondern auf Produktionssteigerung und Intensivierung. Genau dieser Umstand führt zur Entwertung der bäuerlichen Produkte wie Milch, Fleisch, Getreide und Holz. Dies drückt auf die Stimmung und schwächt nicht nur die Landwirtschaft, sondern den gesamten ländlichen Raum.
„Vor diesem Hintergrund die größte österreichische Handelskette Spar zu attackieren ist mit Sicherheit kontraproduktiv. Als die IG-Milch 2006 mit “A faire Milch“ auf den Markt kam, hat uns Spar eine faire Chance gegeben, das Projekt umzusetzen. Im Gegensatz dazu wurde das Projekt vom österreichischen Bauernbund systematisch bekämpft. Bäuerinnen und Bauern, die sich für A faire Milch engagiert haben, bekamen Probleme mit ihren Molkereien“, so Ernst Halbmayr, verantwortlich für die Marke A faire Milch.
Besonders unglaubwürdig wird diese Auseinandersetzung jedoch, wenn Bauernbund und Landwirtschaftskammer tatenlos zusehen wie immer noch mehrere Dutzend Milchbäuerinnen und
-bauern Strafzahlungen an die Molkereien abführen müssen. Die extreme Benachteiligung von Direktvermarktern in der Ennstal Milch wird ebenso hingenommen und den betroffenen Betrieben keinerlei Unterstützung gewährt.
„Das alles lässt uns an der Sinnhaftigkeit dieser Aktion zweifeln. Wir fordern daher die Bauernbundspitze auf, die Preisverhandlungen den Molkereien zu überlassen und ihre politische Macht dazu zu nutzen, eine Neuausrichtung der Landwirtschaft zu ermöglichen. Kern dieser Neuausrichtung muss eine Extensivierung der Landwirtschaft und eine Modernisierung der Tierhaltung sein. Das Wichtigste ist aber eine Stärkung der Marktposition der Erzeuger durch eine Produktion, die sich an den Bedürfnissen des Marktes orientiert. Dies alles kann jedoch nur gelingen wenn man nicht systematische Ausgrenzung betreibt, sondern alle wichtigen Akteure an einen Tisch holt, um mit guten Gesprächen gute Ergebnisse zu erzielen“, so Ewald Grünzweil, Obmann der IG-Milch.
Rückfragehinweis:
Ewald Grünzweil
Obmann IG-Milch
0664 2023869
office@ig-milch.at
www.ig-milch.at
Ernst Halbmayr
Projektleiter A faire Milch
0664 9249635
www.afairemilch.at